(-ji-) Fast zu gut meinte es der Wettergott am letzten Sonntag mit den 1’250 Fussballfans und dem organisierenden FC Diessenhofen beim Vorbereitungsspiel FC St.Gallen und dem FC Schaffhausen auf der Sportanlage Prakerwiesen. Temperaturen bis über 30° taten der guten Stimmung rund um das Grün keinen Abbruch. Im Gegenteil, neben dem sportlichen herrschte auch der gesellschaftliche Gedanke und die Dankbarkeit an beide Teams, statt ihre eigenen Stadien für einmal mit der ländlichen Beschaulichkeit in der Fussballprovinz zu tauschen. Ausser den Teamverantwortlichen interessierte das Schlussresultat wohl kaum jemand. Mit ihren sportlichen Vorbildern auf Tuchfühlung zu sein, war nicht nur für die vielen Jugendlichen und deren Eltern, sondern auch für viele Erwachsene ein einmaliges Erlebnis.
Espen on tour oder der Fussballstar zum Anfassen
Seit dem letzten Mittwoch reiste der FC St.Gallen durch die Ostschweiz. Trainings fanden in Arbon, Frauenfeld, Altstätten und Bütschwil statt sowie ein abschliessendes Testspiel in Diessenhofen gegen den FC Schaffhausen. Schon seit einigen Jahren wirbt der FC St.Gallen auf diese Weise für sich. Um die Leute ins eigene Stadion zu locken, muss Identifikation entstehen. Wie gelingt dies besser, als wenn man sich dem Publikum in dessen Umgebung präsentiert, wenn man mit dem Fan auf Augenhöhe ist und sich dabei Zeit für Austausch, Selfies und Autogramme lässt. Der FC St.Gallen erfüllt dies in hohem Mass und es war spürbar, dass von Präsident Matthias Hüppi über die Kaderspieler und Betreuer sowie weitere Vereinsverantwortliche diesbezüglich an einem Strick ziehen.
Sowohl Matthias Hüppi als auch Roland Klein vom FC Schaffhausen lobten die Anstrengungen des FC Diessenhofens, diesem Spiel eine optimale Infrastruktur zu bieten, sowie das Publikum als auch die Gäste zu verpflegen in höchsten Tönen.
Aufwendige Vorbereitungen waren erforderlich
Es ist heute nicht mehr einfach, als Landclub ein Spiel zu organisieren an dem nationale Spitzenteams beteiligt sind. Der FC Diessenhofen bereitete sich darauf mit einem umsichtigen Organisationskomitee fast ein halbes Jahr intensiv auf dieses Highlight vor. Einerseits benötigt man das notwendige Beziehungsnetz, um mit den gewünschten Teams in Verbindung zu kommen. Danach heisst es anpacken, um einen in vieler Sicht reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Dabei sind Bereiche wie Sicherheit und Verkehr, Gastronomie und Betreuung sowie Infrastruktur und Werbung zu bewirtschaften. Dem kantonalen Departement für Justiz und Sicherheit wurde ein knapp zwanzigseitiges Sicherheitskonzept mit Antrag auf Bewilligung eingereicht. Dazu waren Kontakte mit Blaulichtorganisationen und einem Sicherheitsdienst notwendig. Diesem oblag am Spieltag die Kontrolle der Besucherinnen und Besucher. Zudem waren zur Trennung der beiden Fansektoren sowie für den störungsfreien Zugang der Spieler und der Unparteiischen zwischen Garderoben und Spielfeld, umfangreiche Abschrankungen notwendig. Auf einer fünfseitigen Bewilligung stellten die kantonalen Instanzen dem FC Diessenhofen Bedingungen und Auflagen zur Durchführung dieses Spiels.
Nicht einfach abzuschätzen waren die Bestellungen zur Befriedigung der gastronomischen Bedürfnisse. Ebenso waren die Verantwortlichen für das Spielfeld seit Saisonende vor zwei Wochen täglich daran, akribisch die gestellten Erwartungen beider Teams zu erfüllen. Die mediale Betreuung des Spiels umfasste nicht nur das Stellen eines kompetenten Platzspeakers sondern musste auch die Ansprüche des FC St.Gallen erfüllen, der das Spiel mittels Live-Stream in die elektronischen Medien übertrug.
Empfang vor dem Spiel – Verpflegung nach dem Spiel
Die Sporthalle Letten bot ideale Räumlichkeiten, um die Betreuung der Teams sicherzustellen. So wurden die beiden Vereinsspitzen auf dem schattigen Vorplatz der Lettenhalle vom FC Diessenhofen und seinen Gästen im Rahmen eines Apéros empfangen. Sowohl die beiden Clubvorstände, Matthias Hüppi und Roland Klein, aber auch Platzspeaker und ehemaliger Formel-1-Reporter Michael Stäuble richteten nach der Begrüssung durch FCD-Präsident Toni Palella einige Worte an die Anwesenden.
Nach dem Spiel galt es, im Foyer der Lettenhalle, die beiden Mannschaften und deren Betreuer zu verpflegen. Was den Spitzenfussballern «erlaubt» wurde, zu sich zu nehmen, wurde dem FC Diessenhofen im Vorfeld der Vorbereitungen vorgeschrieben. Danach machten sich die Teams auf den Heimweg. Der Beruf Fussballer bringt es mit sich, dass diese bereits am Montag wieder zur nächsten Trainingseinheit auf den heimischen Plätzen stehen mussten.
…und Fussball gespielt wurde auch noch
Letztlich gewann das oberklassige St.Gallen das Spiel mit 2:1. Obwohl in der ersten Trainingswoche beidseitig intensiv trainiert wurde, entwickelte sich ein temporeiches und intensives Spiel. Schaffhausen ging in der 32. Minute durch Patrick Luan in Führung. Noch vor der Pause glich Willem Geubbels für St. Gallen durch ein Elfmetertor aus. Nach einer knappen Stunde stellte Albin Krasniqi den Sieg der Olmastädter sicher.
Beide Trainer nützten das Spiel, nebst den Neuzuzügen auch mögliche weitere Spieler zu testen. Peter Zeidler vom FC St.Gallen gab sogar fünf Nachwuchskräften die Möglichkeit, sich zu bewähren. Am Rande des Spiels wurde man gar kundig, dass der malische Innenverteidiger Abdoulaye Diaby von Újpest FC (Ungarn) neu beim FC St.Gallen unterschrieb.
Was bleibt?
Der FC Diessenhofen ist im Rahmen seines 75-jährigen Jubiläums glücklich, weit über Tausend Fussballbegeisterten einen tollen Fussballanlass geboten zu haben. Auf der Sportanlage Prakerwiesen haben schon weit über zehn grosse Fussballspiele, darunter auch mit Nachwuchsnationalteams stattgefunden. Der Aufwand, der aufgrund vieler unangenehmer Ereignisse in der Fussballwelt, für dieses Spiel betrieben werden musste, hat den FC Diessenhofen aber auch an Kapazitätsgrenzen gebracht. So wird die Austragung eines Wettbewerbspiels, z.B. eines Cupmatches gegen einen Verein der obersten nationalen Spielklassen, für einen Landverein fast zu einem Ding der Unmöglichkeit. Die Zeiten der Fussball-Romantik gehören der Vergangenheit an. Ausnahmezustände sind heute leider an der Tagesordnung.
Der FC Diessenhofen ist sehr froh, eine anstrengende Herausforderung zur Zufriedenheit aller bewältigt zu haben und dass, dank eines grossartigen Publikums, kein Notfallszenario greifen musste.
Die zufriedenen und glücklichen Gesichter der jüngsten Generationen, die nach dem Schlusspfiff in friedlicher Absicht den Platz stürmten und Autogramm- und Selfie-Jagd auf ihre Idole machten, waren der schönste Lohn für alle Aufwände des Vereins.